Exposé und Verlagsbewerbung für Bilderbücher

Du hast ein Bilderbuch geschrieben, das Manuskript mehrfach überarbeitet, Feedback von Testleser*innen und vielleicht sogar ein professionelles Lektorat erhalten? Dann ist der nächste Schritt für dich wahrscheinlich die Veröffentlichung im Selfpublishing oder die Bewerbung bei einem Verlag oder einer Literaturagentur. Dabei gibt es Einiges zu beachten, um die Chancen zu erhöhen, dass dein Manuskript nicht nur gelesen, sondern sogar für eine Veröffentlichung ausgewählt wird.

So bewirbst du dich bei einem Verlag oder einer Agentur

Das Ziel deiner Bewerbung sollte immer sein, dass sich der Verlag oder die Agentur möglichst schnell und unkompliziert einen umfassenden (und natürlich guten!) Eindruck von deinem Bilderbuchprojekt verschaffen kann.

Informiere dich unbedingt vorab, welche Vorgaben für die Manuskripteinsendung bei den von dir ausgewählten Agenturen oder Verlagen gelten, und passe deine Bewerbung entsprechend an. So vermeidest du, dass dein Manuskript aufgrund formaler Kriterien schon von Vornherein aussortiert wird. Meist findest du auf der Website der Verlage oder Agenturen detaillierte Infos dazu, auf welchem Weg (per Post oder E-Mail), an welche Stelle (Ansprechpartner*in, Adresse) und in welcher Form (gewünschte Bestandteile der Bewerbung) dein Manuskript eingehen soll, damit es überhaupt geprüft werden kann.

Bestandteile der Bewerbung

Du solltest unbedingt jede Bewerbung individuell an die Vorgaben des Verlags oder der Agentur anpassen. Grundsätzlich kannst du dich bei der Vorbereitung deiner Bewerbung aber an den folgenden Bausteinen orientieren:

Ein kurzes Anschreiben ist ein Muss – sowohl bei der postalischen Bewerbung als auch per E-Mail. Stelle dich und dein(e) Buchprojekt(e) kurz vor und gehe dabei auch darauf ein, warum sie besonders gut ins Bilderbuchprogramm des jeweiligen Verlags passen. Dein Gegenüber darf und soll merken, dass du dich mit dem Verlagsprogramm auseinandergesetzt hast – wie bei einer Bewerbung für einen Job eben auch!

Ein Exposé macht auch bei Bilderbüchern Sinn. So kann der*die Lektor*in gleich einordnen, ob Thema und Zielgruppe grundsätzlich ins Verlagsrogramm passen. Du kannst das Exposé entweder als eigenes Dokument abspeichern oder deinem Manuskript als Titelblatt voranstellen.

Die wichtigsten Kontaktdaten (mindestens Name und E-Mail-Adresse) gehören auf jede einzelne Seite deiner Bewerbung – am besten packst du sie in die Kopf- oder Fußzeile.

Aufgrund der geringen Textmenge kannst du bei Bilderbüchern in der Regel das komplette Manuskript anstatt einer Textprobe mitschicken – außer es wird vom Verlag oder der Agentur ausdrücklich anders verlangt.

Erzähl deinem Gegenüber in einer kurzen Vita gerne etwas darüber, wer du bist, ob du – ggf. auch in anderen Genres – bereits etwas veröffentlicht hast (bibliografische Angaben) und was du sonst noch so machst. Natürlich muss deine Bilderbuchgeschichte für sich stehen und überzeugen, aber dennoch: Menschen interessieren sich für (und kaufen von) Menschen!

Das gehört ins Bilderbuch-Exposé

Das Exposé kannst du grundsätzlich nach deinen eigenen Vorstellungen gestalten. Folgende Bausteine würde ich dir dafür empfehlen:

  • Der (Arbeits-)Titel der Geschichte. Auch wenn ein genialer Titel ein absolutes Kaufargument sein kann, musst du dir bezüglich der Titelformulierung noch nicht abschließend Gedanken machen. Der finale Titel wird ohnehin erst in Abstimmung mit dem Verlag festgelegt, denn hier spielen viele Kriterien eine Rolle, die du zum jetzigen Zeitpunkt noch gar nicht absehen kannst, wie z.B. Covergestaltung, Positionierung und Vermarktungsstrategie. Versteife dich also nicht allzu sehr auf eine Formulierung – ein Arbeitstitel ist absolut fein.
  • Textart und Zielgruppe, z. B. »Bilderbuch ab 3 Jahren« oder »Vorlesebuch ab 5 Jahren«. Eine grobe Einschätzung genügt hier völlig. Die genaue Einordnung und Altersempfehlung übernimmt in der Regel der Verlag.
  • Umfang des Manuskripts, bei Bilderbüchern in Doppelseiten (nicht in Normseiten!) gemessen.
  • Das übergreifende Thema des Bilderbuchs (sofern es eines gibt), wie z. B. Freundschaft, Bauernhof, Berufe, Waldtiere, Weihnachten …
  • Der Inhalt deiner Geschichte, in einem Kurztext von 3 bis 5 Sätzen zusammengefasst. Das ist der klassische »Elevator Pitch« – du willst den Kern deiner Geschichte wiedergeben und dein Gegenüber davon überzeugen, hast dafür aber nur eine Aufzugfahrt lang Zeit.

Sehr hilfreich kann es außerdem sein, die wichtigsten USPs und Verkaufsargumente für dein Buch stichwortartig in 3 bis 5 Bullet Points zusammenzufassen: Was macht deine Geschichte einzigartig? Bereitest du vielleicht ein besonders beliebtes oder aktuelles Thema originell auf? Warum werden es – deiner Meinung nach – Eltern kaufen und Kinder lieben?

Tipp fürs Exposé: In Verlagsvorschauen stöbern

Lass dich für dein Exposé gerne davon inspirieren, wie Verlage die Bilderbücher in ihren eigenen Katalogen präsentieren. Meist sind die Argumente, mit denen das Gegenüber (hier: der Buchhandel) überzeugt werden soll, die gleichen: Titel, Kurztext, knackige USPs und eine Vita der Urheber*innen finden sich auch hier auf (fast) jeder Vorschauseite wieder. Auf diese Weise kannst du dem*der Verlagslektor*in beim Prüfen deines Bilderbuchs direkt das Gefühl vermitteln: So könnte das später in eurem Verlagsprogramm aussehen!

Bei vielen Verlagen kannst du online in den Vorschauen für das Frühjahrs- und Herbstprogramm blättern oder dir ein PDF herunterladen. Einige wenige Verlage veröffentlichen ihre Vorschauen nur gedruckt oder in einem geschützten Händlerzugang. Die allermeisten sind aber frei zugänglich, da sie ein wichtiges Marketingtool darstellen, um Pressekontakte und Buchblogger*innen zu erreichen. Meist findest du die Vorschauen auf der Verlags-Website in der Rubrik »Handel« und/oder »Presse« oder gebündelt im Online-Verzeichnis der AVJ. 

Verlagsbewerbung als Illustrator*in

Falls du dein Bilderbuch selbst illustrierst, schickst du idealerweise ein Storyboard, einige detaillierter ausgearbeitete Skizzen und 1 bis 2 Farbillustrationen (keine Originale!) mit. So kann sich der*die Verlagslektor*in oder Agent*in ein gutes Bild von deinem Stil und deinen Ideen für die Illustration der Geschichte machen.

Leider hat man es als Autor*in und Illustrator*in in Personalunion oft schwerer, bei einem Verlag unterzukommen – außer man hat sich bereits in einem oder beiden Feldern »einen Namen gemacht«. Denn hier kann es passieren, dass dem einen Verlag die Geschichte gefällt, aber der Illustrationsstil nicht ins Programm passt. Beim nächsten ist es umgekehrt. Viele Verlage haben außerdem einen Stamm an Illustrator*innen, mit denen sie regelmäßig zusammenarbeiten.

Bereite also (vor allem als Newcomer*in) deine Verlagsbewerbung gezielt so vor, dass sie noch Flexibilität signalisiert – denn der Verlag möchte die Möglichkeit haben, die Geschichte mit dir gemeinsam weiterzuentwickeln. Ein bereits komplett in Farbe illustriertes und gesetztes Bilderbuch (möglicherweise sogar schon als Hardcover gedruckt) vermittelt dem Verlag eher, dass du dein Buch genau so veröffentlichen möchtest, wie es vorliegt. Falls du hier alle Freiheiten behalten möchtest, kommt vielleicht die Veröffentlichung im Eigenverlag, also als Selfpublisher*in, für dich infrage.

Wichtig: Als Autor*in musst du dich für eine Verlagsbewerbung NICHT um die Bebilderung deiner Geschichte kümmern.

Du wünschst dir Unterstützung?

Als erfahrene Kinderbuchlektorin gebe ich dir professionelles Feedback zu deinem Manuskript und begleite ich dich bei allen Schritten des Buchentstehungsprozesses. So bereiten wir dich und dein Bilderbuchmanuskript bestmöglich auf dein persönliches Ziel vor – zum Beispiel die Verlags-/Agenturbewerbung oder die Veröffentlichung im Selfpublishing.

Dieser Artikel ist ein Auszug aus meinem Leitfaden »Von der Idee zum Lieblingsbilderbuch«, der Teil meines Lektoratspakets für Autor*innen, Illustrator*innen und Selfpublisher*innen ist. 

Neugierig geworden? Hier kannst du mehr erfahren.

Hallo, ich bin Maria Höck.

Als freie Lektorin und Texterin für Kindermedien unterstütze ich Verlage und Kreative bei der Umsetzung von Kinderbüchern und Familienmedien.

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